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hej

Es ist 5:40, als eine nackte zerzauste Lovisa in meiner Zimmertür und wirren Traumwelt (wildgewordene Aerosole haben gerade Oma und Opa attackiert) auftaucht und mich mit den Worten Vi är för sent (Schwedisch für wir sind zu spät ) ganz unsanft in meinen unheimlich coronafernen Alltag in einer kleinen, unglaublich gemütlichen, mit Pflanzen, Büchern und schönem Geschirr vollgestopften Miniwohnung katapultiert. Vollgepumpt mit Adrenalin steige ich in meinen Jeansoverall und sammle während des Zähneputzens etwa 30 in einer Nacht- und Nebelaktion gewaschenen und über allen vorhandenen Türen und Möbeln aufgehängten Schürzen zusammen, sodass wir nur 4 Minuten später den knallroten, schlecht isolierten Plattenbau verlassen können. Verschlafen steigen wir in einen kleinen alten Nissan und rasen schweigend eine Stunde zu spät ins Stockholmer Stadtzentrum. Wie gut, dass Lovisa Lindgren nicht nur meine Mitbewohnerin, Vermieterin und Freundin, sondern gleichzeitig auch meine Chefin und die Eigentümerin von Café&Cantine À la Lo ist. Dieses kleine, bunte, gemütliche und ganz besondere Café ist auch das Ziel unseres hektischen Morgenmarathons für den wir bei unserer Ankunft mit Kaffeduft und sich in den tiefen Fenstern spiegelnden Morgensonnenstrahlen belohnt werden. Ohne viele Worte zu wechseln ziehen wir zwei der noch leicht feuchten Schürzen aus meinem Rucksack und machen uns an die Arbeit. Ich mit einem Messer zum Brötchen schmieren, Lovisa mit einem Wischmopp zum Bodenputzen in der Hand. Nach einer Stunde Vorbereitungen und der ersten Tasse Kaffe im Kopf sind wir mehr oder weniger bereit für den ruhigen Schriftsteller, der mit seinem dicken Buch unter dem Arm an der Bar Platz nimmt und mir besondere Musikvideoempfehlungen gibt (Territory / The Blaze ), die ersten gehetzten Businessladys, die ihren Havre Latte ToGo bestellen, die grauhaarige Oma, die ihrem blonden Enkelkind einen Blaubeersmoothie und einen Matchacookie für die Kita spendiert und das tätowierte Pärchen, das es sich für ein ausgiebiges Frühstück auf der Eckbank bequem macht. HEJ, VÄLKOMNA! sagen wir und sage ich zu dir, wenn du das gerade liest. Willkommen in meinem mal ziemlich chaotisch vollgestopften, mal zum Verrücktwerden ruhigen und einsamen schwedischen Leben, das in diesem kleinen virtuellen Atelier für dich ausgestellt wird. An atelierastrids weiße Wände werde ich malen und kleben, was mir so im KOPF rumspukt. Öffne die blaue Tür und komm rein, wenn du Lust hast. Triff MÄNNISKOR; Menschen, mit denen ich mich an ganz unterschiedlichen Orten unterhalten habe und die mich inspiriert haben. Unternimm eine kleine Radtour (auf Alba, meinem schwarz-türkisenen Rennrad) durch mein STOCKHOLM. Koch dir einen Tee, krümel Astrids Boden mit mir voll und sag MUMMS, (schwedisches unübersetzbares Wort für lecker-gut-mmmhhhhhh) , wenn wir in der kleinen alten Küche mit einer pinken Aquarellfeige und Riesenerbsen an der Wand Rezepte ausprobieren oder Montag morgens von Amanda im Cirkus zum Fermentieren von Blaubeeren inspiriert werden. Setz dich auf den gelben Eameschair in der Ecke und hör zu, wenn ich dir davon erzähle, wie verdruckst es manchmal ist, sich an zwei Orten zuhause, sich zerrissen, verloren, einsam zu fühlen oder tanz mit mir, während ich dir vorsinge, warum mich gerade das so sehr begeistert. 

Ich freu mich, dir so oft du magst die blaue Tür zu öffnen, eine Kerze für dich anzuzünden und dir einen Stift in die Hand zu drücken, sodass auch du ein kleines Kunstwerk an einer der noch unbemalten Wände hinterlassen kannst. 

Ich bin MARIE, dieses Lied begeistert mich, was begeistert dich?




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